Wer lange Arme und genügend große Hände hat und die etwas tieferen Töne mag, fängt vielleicht auch mit diesem Instrument an. Die meisten Bratscher haben aber einmal mit Geige angefangen und irgendwann das Instrument gewechselt.
Auch wenn es über Bratscher fast so viele Witze gibt wie über Ostfriesen, auch wenn die Bratschenstimmen in Kammermusik und Orchesterstücken oft etwas entspannter sind: Dieses wunderbare Instrument kann man durchaus musikalisch und kunstvoll spielen. Vielleicht gelten Bratscher mancherorts aber als entspannter, weil sie es nicht nötig haben, unter Beweis zu stellen, daß sie schneller, höher, weiter spielen können als andere (obwohl sie oft dazu in der Lage wären)...
Wichtig zu wissen: Beim Wechsel zur Bratsche muß man Noten in einem neuen Schlüssel lesen lernen, das kann in nur wenigen Wochen geschehen. Auch muß man nach Literatur für Bratsche etwas mehr
suchen (oder sie eventuell selbst arrangieren). Und besonders wichtig für Umsteiger: Die Bratsche ist nicht einfach eine größere Geige. Das Instrument reagiert etwas anders und muß
dementsprechend gespielt werden. Nach einiger Zeit hat man sich daran gewöhnt kann sich daran freuen: die tiefe C-Saite und der Klang sind schon etwas sehr Besonderes.
Das Schöne an der Geige und der Bratsche sind die unglaublich vielfältigen Möglichkeiten der klanglichen Gestaltung. Dafür liegen bei Streichinstrumenten viele Schwierigkeiten gleich am Anfang, insbesondere was das Hören und die Bewegungsabläufe angeht. Zunächst ungewohnte Bewegungen werden mit zunehmender Übung und Gewöhnung aber immer flüssiger, bis sie sich irgendwann leicht und natürlich anfühlen (ein bißchen wie bei bestimmten Sportarten). Wer seine Tonvorstellung trainiert (z.B. übers Singen), gut wahrnimmt und für den Geigenunterricht und das Üben etwas Zeit mitbringt, wird hierfür mit zauberhaften Klangmöglichkeiten belohnt.
Je besser man die Grundlagen beherrscht, desto schöner kann man seine Stücke spielen. Wer einmal eine gute Haltung und gründliche Technik erworben hat, eine sichere Intonation trainiert hat und flexibel mit gutem Klang streichen kann, hat umso mehr den Kopf frei für neue Stücke, freies Spiel und vor allem für die musikalische Gestaltung. Denn die ist das Spannende am Musikmachen!
Die richtigen Töne zur richtigen Zeit zu spielen, sicher und wohlklingend, ist eine notwendige Voraussetzung.
Richtig interessant wird es aber, wenn man spielt, was nicht in den Noten steht, sich erst aus dem Zusammenhang erschließt.
Unterschiede machen, verschiedene Stellen und Motive anders spielen, einzelne Töne sich von Anfang bis zum Verklingen verändern oder zum nächsten Ton sich entwickeln lassen.
Der Klang kommt dabei in erster Linie vom Bogen. Vibrato ist oft eher ein Ausdrucksmittel, wie ein wohldosiertes Gewürz.
Gern orientiere ich mich dabei an der historisch informierten Aufführungspraxis; sie steht heute für ein lebendiges, ausdrucksstarkes und farbenreiches Spiel, das Motive als Klang-Gesten begreift. Es klingt einfach viel schöner und macht die Musik verständlicher, wenn Bach anders gespielt wird als Brahms, Biber anders als Borodin.
Die stilistische Bandbreite ist bei Streichern sehr groß: Neben dem klassisch-romantischen Repertoire, Barockmusik und Moderne gibt es zahlreiche andere Stile, in denen Streicher gefragt sind:
Von Irish Folk über Klezmer, Tango und Filmmusik bis hin zu Rock / Pop und Jazz.
Besonders für die Geige gibt es hier eine umfangreiche Literatur, aber auch das Spiel nach Gehör und Improvisation sind möglich (nach Akkorden, Skalen oder freieren Vorgaben).
Die Geige ist ein ausgeprägtes Ensembleinstrument. Obwohl es auch wunderschöne Solostücke gibt, entfalten Streicher ihre klangliche Wirkung besonders gut im Zusammenspiel. Es gibt zahlreiche Besetzungen: mit anderen Streichern oder Bläsern, mit Klavier, Akkordeon oder Gitarre; vom Duo über Trio und Quartett bis zum Kammer- oder SInfonieorchester. Stilistisch ist fast alles denkbar: Barock-Ensemble, Folk- oder Rockband, klassisches Klavierduo oder Straßenmusik-Combo... Es existieren auch etliche Bands mit Streichern.
Geige und Bratsche haben auch einen sehr praktischen Vorteil: Man kann sie überall hin mitnehmen!
In der Methodik bauen bestimmte Grundlagen in einer notwendigen Folge aufeinander auf, hier lege ich Wert auf eine saubere Technik, genaue Anleitung und Beobachtung, auf unterschiedliche Herangehensweisen sowie Zeit für Übungen und Ausprobieren.
Manche Dinge können darauf wahlweise und zu verschiedenen Zeitpunkten aufbauen: Vibrato, komplexere Stricharten, besondere Spieltechniken und Klangfarben, Doppelgriffe, Akkorde und Lagenspiel, stilistische Besonderheiten, Improvisation und Ensemblespiel...
Hier folge ich, soweit methodisch oder individuell erforderlich, einem strukturiert aufbauenden Weg.
In der Auswahl der Stücke und Übungen sowie der Unterrichtsschwerpunkte versuche ich, möglichst auf die unterschiedlichen Interessen, Charaktere und Begabungen individuell einzugehen, viele Möglichkeiten anzubieten und anzuregen.
Meine Lieblingskomponisten für Streicher:
Dowland, Brade, Biber, Westhoff, Bach, Viotti, Schubert, Ysaye, Hartmann, Berio, RIhm, Kurtág...
Interpreten: Carolin Widmann, Walter Reiter, Gunnar Letzbor, Thomas Zehetmair...
Und im populären Bereich: Lindsey Stirling, Jorane, Huschke, Tibor Andras, Aleksey Igudesman;
Apocalyptica, Transsylvanians, Poems for Laila, Schandmaul, Die Irrlichter, Off Limits, Die Schnitter...